Description |
Der Roman verhandelt das Verhältnis von Form und Leben. So lassen sich jüngere Untersuchungen zur Romantheorie zusammenfassen, die die zentrale Bedeutung dieses Verhältnisses hervorheben. Der Roman mit seinem Fokus auf männliche, bürgerliche Protagonisten erscheint so als literarischer Ort schlechthin, um Leben zu schreiben. Ausgehend von diesen Thesen wendet sich das Seminar Texten um 1900 zu, die sich etwa als „Lebensgeschichte“ oder „Prosabuch“ jenseits des Romans verorten, sich aber dennoch als literarische Verhandlungen des Verhältnisses von Form und Leben verstehen lassen. Zwar werden Fanny zu Reventlows Ellen Olestjerne. Eine Lebensbeschreibung (1903) und Rainer Maria Rilkes Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge (1910), die neben Friedrich Nietzsches Ecce Homo. Wie man wird, was man ist (posthum, 1908) Gegenstand des Seminars sein werden, oft als Romane bezeichnet, sie entwerfen sich aber programmatisch jenseits dieser Gattung. Nicht romanfähige Leben – der Frau, des Dichters, des Philosophen – erfordern auch andere Formen literarischen Schreibens. Im Seminar werden diese Zusammenhänge vor dem Hintergrund literaturtheoretischer Überlegungen zum Zusammenhang von Literatur, Form und Leben diskutiert. |
Literature |
Zur Vorbereitung empfohlen:
Rüdiger Campe: Der Roman auf dem Weg durch die Institutionen, URL: https://science.orf.at/v2/stories/2801750/ [zuletzt am 11.01.2023].
Friedrich Nietzsche: Ecce Homo. Wie man wird, was man ist. In: ders.: Kritische Studienausgabe. Bd. 6: Der Fall Wagner, Götzen-Dämmerung, Der Antichrist/Ecce homo, Dionysos-Dithyramben/Nietzsche contra Wagner. Hg. v. Giorgio Colli u. Massimo Molinari. München 1999, S. S. 255–374.
Franziska zu Reventlow: Ellen Olestjerne. Eine Lebensbeschreibung. In: dies.: Sämtliche Werke in sechs Bänden. Bd. 1: Romane 1. Ellen Olestjerne. Von Paul zu Pedro. Hg. v. Karin Tebben. 2. Aufl. Hamburg 2010, S. 11–169.
Rainer Maria Rilke: Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge. Text und Kommentar. Frankfurt am Main 2000. |