Kommentar |
Für die Literatur im Übergang von der Weimarer Republik zum Nationalsozialismus, von der kulturellen Diversität der sogenannten 'goldenen Zwanziger' zur totalitären Kulturpolitik ab 1933 hat sich der Terminus "Neue Sachlichkeit" als eine gängige Bezeichnung etabliert. Autor*innen dieser Zeit haben den Bezug zur Sachlichkeit aus sehr unterschiedlichen Gründen hergestellt und/oder abgelehnt. Aufgrund der spezifischen historischen Situation wird die Einschätzung der Neuen Sachlichkeit in der Literaturwissenschaft bis heute kontrovers diskutiert – muss sie als präfaschistische Literaturströmung (H. Lethen) verstanden werden? Oder lässt sich die Neue Sachlichkeit als ästhetisches Gegenprogramm zum Expressionismus auch entpolitisiert betrachten (S. Becker)? Das Seminar wird diese Grundsatzdebatte anhand ausgewählter Texte von Hans Fallada, Lion Feuchtwanger, Marieluise Fleißer, Mascha Kaleko, Irmgard Keun, Egon Erwin Kisch u.a. nachzeichnen und diskutieren. |