Als Virginia Woolf vor etwa 100 Jahren gefragt wurde, was es über das Verhältnis von "Women and Fiction" zu sagen gilt, begann sie ihre Ausführungen mit der Schilderung eigener Lektüreerfahrungen. Wie verhalte ich mich als Leserin gegenüber einer literarischen und kulturellen Tradition, so lautete ihre Frage, die zwar ununterbrochen über Frauen spricht und phantasiert, in der Frauen als Autorinnen aber kaum vorkommen oder nur wenig beachtet werden?
Das Seminar wird ausgehend von Woolfs Thesen zum Verhältnis von Lektüre und Geschlecht, Androgynie und Autorschaft sowie weiblicher Erzähltradition und Modernität klassische Positionen der feministischen Literaturwissenschaft zur "imaginierten Weiblichkeit" (Silvia Bovenschen), zur Erfahrung von Weiblichkeit als Lektüreprämisse (Ruth Klüger), zur écriture féminine (Hélène Cixous) sowie zum dekonstruktiven Feminismus (Barbara Johnson, Shoshana Felman) diskutieren und mit aktuellen Debatten um Diversität innerhalb der gender studies konfrontieren. In diesem Sinne versteht sich das Seminar einerseits als eine Einführung in literaturwissenschaftliche Theorien der Gender Studies und andererseits als eine aktualisierende Bestandsaufnahme im Angesicht jüngster Auseinandersetzungen um #frauenlesen, Black Lives Matter und Queer Studies.
Zur Vorbereitung empfohlen: Virginia Woolf: A Room of One's Own (verschiedene aktuelle Ausgaben) / oder eine der deutschsprachigen Übertragungen, etwa Ein eigenes Zimmer (Fischer) oder Ein Zimmer für sich allein (Anaconda).
Im Wahlmodul NDL besuchen Sie zwei (der insgesamt vier angebotenen) Seminare, die mündliche Prüfung umfasst Fragen aus den beiden von Ihnen besuchten Seminaren. Bitte melden Sie sich bis spätestens zum 30. März im Selbstbedienungsportal/LSF für zwei Seminare im Wahlmodul NDL an, Sie erhalten dann zum Semesterbeginn die Zugangsdaten für Moodle und BigBlueButton. |