Kommentar |
Das Tierepos ‚Reynke de Vos‘ steht in einer langen Stofftradition, dessen Wurzeln in antiken Fabeln liegen. Die Geschichte vom listigen Fuchs, der die verschiedenen Ordnungen der Welt mit Schläue und unglaublicher Dreistigkeit, mit Witz und Brutalität ebenso zu unterlaufen wie für seine Zwecke zu nutzen versteht, wurde in vielen europäischen Sprachen bearbeitet und ist bis in die Gegenwart hinein aktuell geblieben.
Gegenstand des Seminars wird die mittelniederdeutsche Fassung sein, die 1498 von Hans von Ghetelen in Lübeck gedruckt wurde und die mit den Vorreden, dem Erzähltext, den lehrhaften Glossen sowie den 89 illustrierenden Holzschnitten eine sehr komplexe Struktur aufweist. Neben der Beschäftigung mit den medialen Möglichkeiten des Buchdrucks am Ende des 15. Jahrhunderts und den Entstehungs- und Rezeptionsbedingungen des Druckes in Lübeck werden vor allem Figuren- und Raumkonzepte als Schlüssel zum Text im Mittelpunkt der Diskussion stehen; auch Beziehungen zwischen Text und Bild sollen in den Blick genommen werden. |