Kommentar |
Mehr als 50 Jahre nach Anna Krügers bahnbrechender Schrift „Kinder- und Jugendliteratur als Klassenlektüre“ (1963) ist Kinder- und Jugendliteratur ein im Deutschunterricht fest verankerter Unterrichtsgegenstand. Dass jedoch auch hier ein heimlicher Lektürekanon häufig die Textauswahl bestimmt, hat unterschiedliche Gründe, die von der Verfügbarkeit didaktisch-methodischer Vorschläge bis hin zur Schwierigkeit, aus der wachsenden Zahl an Neuerscheinungen pro Jahr auszuwählen, reichen.
Gina Weinkauff und Gabriele v. Glasenapp benennen als Voraussetzung für eine professionelle Textauswahl, die sowohl das lesemotivierende als auch das literarisch bildende Potenzial von kinder- und jugendliterarischen Texten berücksichtigt, Faktoren wie „Genussfähigkeit seitens der Lehrerinnen und Lehrer sowie Neugier auf die jeweils aktuelle Kinder- und Jugendliteratur und die Bereitschaft, die vorhandenen Orientierungsmöglichkeiten (Rezensionen, Literaturpreise) zu nutzen“. Diesen Gedanken aufnehmend, werden im Seminar fünf ausgezeichnete bzw. nominierte Jugendbücher der letzten fünf Jahre gelesen und in Hinblick auf ihren Beitrag zur Leseförderung bzw. -motivation und zur literarischen Bildung untersucht werden. Die Textauswahl bezieht sich dabei bewusst auch auf Jugendbücher, die von der anvisierten Zielgruppe selbst als preis- bzw. nominierungswürdig befunden wurden, wodurch die Auszeichnungen „Deutscher Jugendliteraturpreis; Preis der Jugendjury“ sowie „Buxtehuder Bulle“ unter dem Stichwort „Leseförderung durch Partizipation“ einer besonderen Betrachtung unterzogen werden.
Im Seminar werden „Letztendlich sind wir dem Universum egal“ von David Levithan (2014), „Mädchenmeute“ von Kirsten Fuchs (2015), „Der Junge auf dem Berg“ von John Boyne (2017), „Als ich mit Hitler Schnapskirschen aß“ von Manja Präkels (2017) und „Kompass ohne Norden“ von Neal Shusterman (2018) gelesen und sowohl unter literaturwissenschaftlichen als auch literaturdidaktischen Aspekten untersucht werden. Eine hohe Lesebereitschaft sowie die regelmäßige Erstellung von Seminarbeiträgen stellen somit die Teilnahmevoraussetzungen dar. |