Kommentar |
Unter "Exilliteratur" fasst die Germanistik all jene Autor*innen zusammen, die seit 1933 Deutschland verlassen mussten – sowohl um weiter schreiben zu können als auch um ihr Überleben zu sichern. Von Anfang an umfasst diese Zwangsgemeinschaft der Kulturschaffenden so unterschiedliche Autor*innen wie Vicki Baum und Bertolt Brecht, Ruth Landshoff-Yorck und Thomas Mann. Mann etwa konnte mit dem Ruhm des Nobelpreises im Rücken seine literarischen Projekte erfolgreich fortsetzen und von sich behaupten: "Wo ich bin, ist Deutschland. Ich trage meine deutsche Kultur in mir." Ruth Landshoff-Yorck hingegen wechselte sofort ihre Publikationssprache (The Man Who Killed Hitler) und verschwand damit auch aus der germanistischen Literaturgeschichtsschreibung. Im Angesicht der Vernichtungspolitik des nationalsozialistischen Deutschlands wurde das Verhältnis von Literatur und Politik zu einem wesentlichen Streitpunkt der Autor*innen im Exil. Kontrovers geführte Debatten um die Rolle von Expressionismus und Realismus fragten nach Modellen und Formen proto- und anti-faschistischer Literatur. Das Seminar will diesen engen Zusammenhang von Ästhetik und Politik an einigen exemplarischen Debattenbeiträgen und Texten aufzeigen. Dabei sollen neben den kanonisierten Autor*innen auch diejenigen Positionen in den Blick genommen werden, die sich im Schatten der bisherigen Exilforschung bewegen. |
Literatur |
Als Einstieg: Hannah Arendt: Wir Flüchtlinge. Stuttgart: Reclam, 2018.
Für den Überblick: Inge Stephan: "Die deutsche Literatur des Exils." In: Deutsche Literaturgeschichte. Von den Anfängen bis zur Gegenwart. Stuttgart u. Weimar: Metzler, 2008, S. 451-478. |