Kommentar |
Im Spätmittelalter finden sich in allen literarischen Genera Texte, die Vorstellungen zum ‚Naturstand Frau‘ vermitteln, die anthropologische Konzepte in Ikonographien übertragen und Mythologeme als Narrative festigen und dem Gebrauchswandel übergeben. Der so erzeugte Effekt erscheint als misogynes Geflecht, dass alle Textsorten und Diskurse erfasst und auch sichtbar wird in Werken, die zunächst im genus demonstrativum das Lob der Frau auszusprechen scheinen. Spätmittelalterliche Spiele, Kurzerzählungen, ehedidaktische oder historische Schriften werden unter anthropologischen Fragestellungen betrachtet, während gleichzeitig die Katalogisierung des Materials betrieben werden soll, mit dessen Hilfe der Naturstand Frau in der spätmittelalterlichen Literatur beschrieben wird. Dazu gehören Topoi und Ikonographien, zu deren Ausarbeitung und Etablierung seit der Antike Kultus und Kultur beitragen und die seit dem 14. Jahrhundert auch in Handbüchern zur Verfügung stehen und damit vor allem den Gebrauchswandel befördern.
Im Seminar werden spätmittelalterliche Spiele, Sibotes Zähmung der Widerspenstigen oder Albrecht von Eybs Ehebuch behandelt, während der Lektürekurs sich der europäischen Literatur widmet, Boccaccios Frauenbuch, der Stadt der Frauen von Christine de Pizan und dem Hausbuch, das ein Pariser Bürger für seine sehr junge Ehefrau verfasst. Daneben soll hier auch die Präsenz der Mythologeme vor allem in der Druckgraphik des 15. Jahrhunderts thematisiert werden. |