Kommentar |
Otfrid von Weißenburg ist der erste namentlich bekannte deutschsprachige Dichter. Der Mönch Otfrid war Schreiber, Grammatiklehrer, Bibliothekar, Theologe und Dichter. Sein Evangelienbuch - entstanden zwischen 863 und 871 - ist eine Bibeldichtung, eine Nacherzählung des Lebens Jesu Christi, wobei Otfrid jedoch im Gegensatz z. b. zum Heliand-Dichter keine Evangelienharmonie schreibt, vielmehr für die einzelnen Partien jeweils einem Evangelisten folgt, mit einer deutlichen Bevorzugung des Johannes-Evangeliums. Die Nacherzählung wird dabei begleitet durch exegetische Kommentare und Paränesen. Das Werk selbst ist zahlensymbolisch strukturiert und wird durch mehrere Widmungs- resp. Approbationsschreiben begleitet. Es existiert eine Handschrift des Werks mit eigenhändigen Korrekturen des Autors und vier ganzseitigen Bildern. Die Anlage dieser Handschrift lässt darauf schließen, dass hier ein volkssprachliches Musterbuch erarbeitet wurde, das nicht auf das Kloster Weißenburg beschränkt sein sollte. Otfrids Darlegungen zur deutschen Sprache, hermeneutische Aspekte, vor allem aber Erzählweise, Exegese und kodikologische Probleme stehen im Mittelpunkt der Seminararbeit. Textgrundlage ist folgende Auswahlausgabe: Otfrid von Weißenburg: Evangelienbuch. Althochdeutsch/Neuhochdeutsch. Übers. und komm. v. Gisela Vollmann-Profe. Stuttgart 1986 und weitere Auflagen (reclam).
Der Lektürekurs knüpft an Otfrids Überlegungen zur deutschen Sprache und ist weitgehend dem Althochdeutschen gewidmet, setzt also Aspekte der sprachgeschichtlichen Vorlesung fort und soll zur selbständigen Otfrid-Lektüre führen. |