Kommentar |
„Die Zeit ist aus den Fugen“ – das sprichwörtlich gewordene Zitat aus Shakespeares Hamlet wird auch in der gegenwärtigen Debatte über Verschiebungen in Bezug auf Zeitkonzepte und Zeitwahrnehmung häufig bemüht. In unserer Gegenwart scheinen verschiedene Vergangenheiten wiederzukehren, während das Konzept der Zukunft bis auf weiteres seinen Nutzen verloren hat. Zur Befragung jener Momente der geisterhaften Wiederkehr zwischen An- und Abwesenheit hat der Philosoph Jacques Derrida, selbstverständlich nicht ohne Hamlet zu zitieren, das Konzept einer Hauntologie (franz.: hauntologie, engl.: hauntology; von frz. hanter: spuken) vorgeschlagen. Der Kulturtheoretiker Mark Fisher hat diesen Vorschlag kürzlich zur Beschreibung der gegenwärtigen Situation wiederaufgenommen. In einem ersten Teil verfolgt das Seminar die Karriere der Figur der unheimlichen Wiederkehr von Hamlet über Marx/Engels, Nietzsche und Freud bis zu Derrida und Fisher (alle fremdsprachigen Texte in deutscher Übersetzung). Der zweite Teil des Seminars stellt dann Konstellationen in Texten der Gegenwartsliteratur, in denen die Relation von Gegenwart und Vergangenheit problematisch wird, in den Kontext dieser Überlegungen. Gelesen werden Ausschnitte aus Rainald Goetz’ Klage (2008), Terézia Moras Das Ungeheuer (2013), Senthuran Varatharajahs Von der Zunahme der Zeichen (2016) und Kathrins Rögglas Nachtsendung (2016). |