Kommentar |
Die mittelalterliche volkssprachige Literatur ist mit Blick auf die Rezeption primär Vortragsliteratur. Auch wenn wenig über die tatsächlichen Bedingungen der mündlichen Vermittlung von Dichtung bekannt ist, enthalten die Texte (z.T. auch ihre handschriftliche Überlieferung) selbst Hinweise auf ihre mündlich vermittelte Rezeption. Mittelalterliche Literatur im Kontext ihrer Performanz mittels der in ihnen fingierten Mündlichkeit zu lesen und zu analysieren, ist Gegenstand des Seminars. Exemplarisch sollen die schon aus den Einführungen bekannten Texte Hartmanns 'Erec' und das Nibelungenlied 'neu' unter dem Aspekt ihrer performativen Qualität und ihrer Mehrstimmigkeit gelesen werden. Formen und Funktionen der Figuren- und Erzählerstimmen werden dazu systematisch vorgestellt und in der Textanalyse untersucht. Das Seminar zusammen mit dem Lektürekurs wird daher einen methodisch/theoretischen wie auch einen textanalytischen Zugang verfolgen. |