| Kommentar |
Armut war eine prägende menschliche Grunderfahrung im frühneuzeitlichen Europa. Seuchen, Kriege, Nahrungsmittelknappheit, unzureichende soziale Absicherungssysteme und andere Faktoren führten dazu, dass ein erheblicher Teil der Bevölkerung Mitteleuropas zumindest einmal im Laufe ihres Lebens eine Phase erheblicher Armut erfuhr. Sichtbarer Ausdruck der verbreiteten Armut war vor allem das weit verbreitete Bettlerwesen, das die Obrigkeiten auf verschiedene Weise zu regulieren, einzugrenzen, zu bekämpfen und schließlich zu kriminalisieren versuchten. Eng mit der Bekämpfung des Bettelwesens an und für sich verbunden war das obrigkeitliche Vorgehen gegen verschiedene sozioökonomische und ethnische Randgruppen, denen man die Gefährdung der etablierten Ordnung, die Bedrängung der Untertanen oder Kriminalität unterstellte und die dementsprechend von den Obrigkeiten teils mit tödlicher Gewalt bekämpft wurden. Zu ihnen gehörten sozioökonomische Gruppen wie umherziehende Bettler, abgedankte oder desertierte Soldaten, umherziehende Handwerksgesellen ebenso wie die marginalisierten und von Verfolgung bedrohten „Zigeuner“ und Räuber und sogenannte „Jauner“. In dieser Übung beschäftigen wir uns auf der Grundlage zeitgenössischer Quellen mit verschiedenen Randgruppen, die von den Obrigkeiten häufig als „herrenloses Gesindel“ stigmatisiert wurden. Dabei soll auch ein grundlegendes Verständnis für das Arbeiten mit zeitgenössischen Quellen, vor allem der Quellenrecherche, -kritik und -interpretation vermittelt werden. Die Texte und gegebenenfalls weiterführende Literatur werden zur Verfügung gestellt; Lateinkenntnisse sind nicht erforderlich. |